- Gestern und die DNA
Unser Unternehmen war absolut vertriebsorientiert gestrickt. Die Produktion hatte bei Unternehmensentscheidungen wenig Durchsetzungsmacht. Es gab keine Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Die Kultur war einfach: Der Kunde ist König, was ja auch erst einmal richtig ist, und der Vertrieb weiß immer, wo es lang geht. Aber wir hatten Effizienzverluste in der Produktion, weil sich der Vertrieb einmischte, ad hoc Aufträge einsteuerte, und unsere Profitabilität stimmte irgendwann einfach nicht mehr. So konnte es nicht weitergehen. - Was ist passiert?
Zwei Dinge passierten gleichzeitig. Zwei Führungskräfte aus der Produktion haben einen Workshop zu Lean Management, KI und Agilität besucht. Die beiden kamen begeistert wieder und haben von dem ganzheitlichen Ansatz der Beratungsfirma geschwärmt. Gleichzeitig gab es ein Krisenmeeting zu unseren Zahlen in der GF, und die sahen einfach nicht gut genug aus! - Was haben wir gemacht?
Zunächst einmal hat die GF agiert: Es gab – nach sehr langer Zeit – ein bereichsübergreifendes Krisen-Gespräch, und die wirtschaftlichen Fakten kamen auf den Tisch. Es war sehr emotional, wir haben unsere Analyse vorgelegt: Wo liegen die Profitabilitäts-Schlucker, wie wenig Effizienzen können wir heben, weil der Vertrieb sich immer wieder in die Abläufe in der Produktion einmischt und Kundenaufträge dazwischenschiebt. Dann haben die beiden Führungskräfte aus der Produktion die Projektidee zu „lean, KI-unterstützt und agil“ vorgestellt … und waren am Ende erfolgreich damit – es wurde bewilligt, es gab Geld dafür. Gestartet haben wir damit, die Prozesskette vom Kunden her zu denken, parallel die Pipeline neuer Produkte zu priorisieren, den Kunden dabei einzubeziehen … eine ganz andere Zusammenarbeit etabliert.
- Wo stehen wir heute?
Es sind 2 Jahre vergangen, 2 Jahre harter Arbeit an unseren Abläufen, an der Organisation in der Produktion, an Automatisierung und an der Zusammenarbeit von Vertrieb und Produktion. Wir begegnen uns jetzt ganz anders, auf Augenhöhe, die Entscheidungswege sind neu strukturiert worden, die Produktion hat ein echtes Mitspracherecht auf GF-Ebene. Das Selbstbewusstsein und das Know How in der Produktion sind unglaublich gestiegen, die Mitarbeitenden haben wirklich neuen Stolz auf ihre Leistungen entwickelt. Na und die Zahlen und die Kundenzufriedenheit sprechen für sich. - Unsere Erfolgsfaktoren
Der Kunde ist wirklich Teil unserer Supply Chain geworden, unsere Prozesse greifen ineinander. Das gibt uns in der Produktion (aber ich will ja gar nicht mehr von uns und ihr sprechen …) eine andere Position gegenüber dem Vertrieb – wir reden mit, vor allem bei der strategischen Steuerung der Aufträge. Die Haltung zueinander im Unternehmen ist konstruktiv, es gibt eine neue Kultur der Zusammenarbeit. Wir sind immer noch nicht „wirklich beste Freunde“, aber wir begegnen uns auf beiden Seiten mit Respekt. Es „flutscht“ intern!